Matrix Invertieren nach Cramer

Die Cramer-Regel und Inverse von 2×2 Matrizen

Die Inverse einer Matrix ist ein fundamentales Konzept in der linearen Algebra. Eine Matrixinverse funktioniert ähnlich wie der Kehrwert bei Zahlen: Wenn A · A⁻¹ = I (Einheitsmatrix), dann ist A⁻¹ die Inverse von A.

Die Cramer-Regel ist eine klassische Methode zur Berechnung von Matrixinversen und zur Lösung von linearen Gleichungssystemen. Sie ist jedoch nur für kleinere Matrizen praktisch, da die Rechenintensität mit der Größe schnell wächst.

Was ist eine Matrixinverse?

Eine Inverse Matrix ist einer Matrix A zugeordnet und wird mit A⁻¹ bezeichnet.

Definition der Inversen:
  • Multiplikationseigenschaft: A · A⁻¹ = A⁻¹ · A = I
  • I ist die Einheitsmatrix: Die "1" der Matrizenmultiplikation
  • Nur für quadratische Matrizen: Nur Matrizen mit gleicher Zeilen- und Spaltenanzahl
  • Nicht alle haben Inverse: Nur nicht-singuläre Matrizen sind invertierbar

Analoge zur Zahlenarithmetik

Parallele zu Zahlen:
  • Bei Zahlen: 5 · (1/5) = 1 — (1/5) ist die Inverse von 5
  • Bei Matrizen: A · A⁻¹ = I — A⁻¹ ist die Inverse von A
  • Spezialfall: 0 hat keine Inverse bei Zahlen
  • Spezialfall: Singuläre Matrizen haben keine Inverse

Singuläre vs. Nicht-singuläre Matrizen

Nicht-singuläre Matrix

Hat eine Inverse

det(A) ≠ 0

Die Determinante ist ungleich Null

Singuläre Matrix

Hat KEINE Inverse

det(A) = 0

Die Determinante ist gleich Null

Determinante als Test:

Bevor man versucht, eine Matrix zu invertieren, sollte man immer zuerst die Determinante berechnen. Ist die Determinante gleich Null, existiert keine Inverse und die Berechnung ist sinnlos.

Inverse einer 2×2 Matrix

Für 2×2 Matrizen gibt es eine einfache, geschlossene Formel, um die Inverse zu berechnen.

Die Formel

Cramer-Formel für 2×2 Matrizen:

Wenn A = [a b; c d], dann ist

A⁻¹ = (1/(ad - bc)) · [d -b; -c a]

wobei ad - bc die Determinante ist.

2×2 Matrix Inverse einer 2×2 Matrix

Abbildung 1: Formel für die Inverse einer 2×2 Matrix

Die drei Schritte

Algorithmus für 2×2 Matrixinversion:
  1. Schritt 1 - Diagonale tauschen: Tausche die Diagonalelemente a und d
  2. Schritt 2 - Vorzeichen ändern: Ändere das Vorzeichen von b und c (nicht-diagonale Elemente)
  3. Schritt 3 - Durch Determinante teilen: Teile jedes Element durch (ad - bc)

Beispiel 1: Inverse einer 2×2 Matrix berechnen

Schritt-für-Schritt Berechnung
Original Matrix A: [2, 1] [5, 3]
Schritt 1 - Determinante berechnen: det(A) = 2·3 - 1·5 = 6 - 5 = 1
Determinante ist ≠ 0: Inverse existiert ✓
Schritt 2 - Diagonale tauschen: [3, 1] [5, 2]
Schritt 3 - Vorzeichen der Nicht-Diagonale ändern: [3, -1] [-5, 2]
Schritt 4 - Durch Determinante teilen (÷ 1): [3, -1] [-5, 2]
Resultat A⁻¹: [3, -1] [-5, 2]

Beispiel 2: Mit Determinante ≠ 1

Matrix mit Determinante ungleich 1
Original Matrix A: [4, 2] [1, 3]
Determinante berechnen: det(A) = 4·3 - 2·1 = 12 - 2 = 10
Determinante ist ≠ 0: Inverse existiert ✓
Diagonale tauschen und Vorzeichen ändern: [3, -2] [-1, 4]
Durch Determinante teilen (÷ 10): [3/10, -2/10] [-1/10, 4/10]
Resultat A⁻¹: [0.3, -0.2] [-0.1, 0.4]

Beispiel 3: Singuläre Matrix (keine Inverse)

Matrix ohne Inverse
Original Matrix A: [2, 4] [1, 2]
Determinante berechnen: det(A) = 2·2 - 4·1 = 4 - 4 = 0
Determinante = 0: SINGULÄRE MATRIX ✗
Konsequenz: KEINE INVERSE möglich! (Division durch 0)
Beobachtung: Zeile 2 = 0.5 · Zeile 1 (linear abhängig)

Verifikation: A · A⁻¹ = I

Nach der Berechnung einer Inversen sollte man immer überprüfen, dass die Multiplikation wirklich die Einheitsmatrix ergibt:

Verifikation aus Beispiel 1
A: [2, 1] [5, 3]
A⁻¹: [3, -1] [-5, 2]
Element (1,1): 2·3 + 1·(-5) = 6 - 5 = 1 ✓
Element (1,2): 2·(-1) + 1·2 = -2 + 2 = 0 ✓
Element (2,1): 5·3 + 3·(-5) = 15 - 15 = 0 ✓
Element (2,2): 5·(-1) + 3·2 = -5 + 6 = 1 ✓
Resultat A · A⁻¹: [1, 0] [0, 1] = I ✓ Korrekt!

Cramer-Regel für größere Matrizen

Die Cramer-Regel existiert auch für 3×3, 4×4 und größere Matrizen, wird aber schnell sehr aufwändig.

Warnung: Rechenintensivität!
  • 2×2 Matrix: 1 Determinante → Sehr schnell
  • 3×3 Matrix: 4 Determinanten → Machbar, aber aufwändig
  • 4×4 Matrix: 5 Determinanten → Sehr zeitaufwändig
  • n×n Matrix: (n+1) Determinanten → Für n > 3: Besser Andere Methoden nutzen

Alternative: Gauß-Jordan-Algorithmus

Bessere Alternative:

Für Matrizen größer als 2×2 (und besonders ab 3×3) ist die Gauß-Jordan-Elimination viel effizienter und praktikabler als die Cramer-Regel. Sie verwendet Zeilenoperationen, um eine Matrix systematisch in die Einheitsmatrix zu transformieren.

Gauß-Jordan Inversion (Alternative)

Zusammenfassung: Cramer-Methode für 2×2

Schritt Operation Beispiel: [2 1; 5 3]
1. Test det(A) = ad - bc 2·3 - 1·5 = 1 (≠ 0 ✓)
2. Diagonale a ↔ d tauschen [3 1; 5 2]
3. Vorzeichen b, c negieren [3 -1; -5 2]
4. Teilen ÷ det(A) [3 -1; -5 2] ÷ 1 = [3 -1; -5 2]

Tipps und häufige Fehler

Hilfreiche Tipps:
  • Immer Determinante testen: Berechne ad - bc zuerst! (Wenn = 0, existiert keine Inverse)
  • Merksatz: "Diagonal tauschen, Nebendiagonale negieren, teilen"
  • Verifikation: Immer A · A⁻¹ überprüfen, ob = I
  • Brüche: Mit Brüchen arbeiten ist genauer als Dezimalzahlen
  • Nur für 2×2: Für größere Matrizen andere Methoden verwenden
Häufige Fehler:
  • FALSCH: Determinante ignorieren | RICHTIG: Immer testen, ob det ≠ 0
  • FALSCH: Beide Diagonalelemente negieren | RICHTIG: Nur tauschen, nicht negieren
  • FALSCH: Vergessen durch Determinante zu teilen | RICHTIG: Alle Elemente ÷ det
  • FALSCH: Bei Zeilentausch rechnen | RICHTIG: Nur bei 2×2 diese Formel

Online-Rechner

Teste die Matrixinversion mit unserem interaktiven Online-Rechner:



Ist diese Seite hilfreich?            
Vielen Dank für Ihr Feedback!

Das tut uns leid

Wie können wir die Seite verbessern?